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IT-Markt in Österreich: weiter Wachstum

Der Umsatz der heimischen IKT-Betriebe hat 2023 trotz erneutem Rückgang bei den Mitarbeiterzahlen mit einem Plus von 5,99 Prozent das zwölfte Jahr in Folge zugelegt. Angetrieben wird dieses Wachstum vor allem vom Bereich IT-Services inzwischen das elfte Jahr in Folge zugelegt und betrug 29,5 Milliarden Euro.

Der Gesamtumsatz der in der jährlich von ITWelt.at veröffentlichten Top-1000-Rangliste der tausend umsatzstärksten heimischen IKT-Unternehmen hat 2023 inzwischen das zwölfte Jahr in Folge zugelegt und betrug 30,86 Milliarden Euro. Dieses Ergebnis bedeutet gegenüber dem Wert von 29,11 Milliarden Euro aus dem Vergleichsjahr 2022 ein Plus von 5,99 Prozent. Damit fiel das Umsatzwachstum 2023 im Zuge der weiter rasant fortschreitenden Digitalisierung wieder deutlich stärker aus als im Jahr zuvor: 2022 legten die tausend umsatzstärksten IKT-Unternehmen in Österreich beim Umsatz um 4,29 Prozent zu. Zum Vergleich: 2021 betrug das Umsatzplus der tausend umsatzstärksten heimischen IKT-Unternehmen 6,45 Prozent und 2020 gab es ein Plus von 6,27 Prozent. Das Umsatzwachstum fiel damit 2023 nach drei Jahren, in denen es schwächer war als im Vorjahr, zum ersten Mal wieder höher aus als im Jahr zuvor. Mit 5,99 Prozent Wachstum wird die heimische IKT-Branche angesichts multipler Krisen ihrem Ruf als Motor der österreichischen Wirtschaft also durchaus gerecht.

Bundesländervergleich

Im Bundesländervergleich der Top-1000-Rangliste haben die in Wien angesiedelten IKT-Betriebe 2023 mit 21,9 Milliarden Euro wie gewohnt den Löwenanteil des Umsatzes der IKT-Branche in Österreich erwirtschaftet (knapp 71 Prozent). Damit ist der Anteil der Wiener IKT-Betriebe am Gesamtumsatz der Branche 2023 zum dritten Mal in Folge gestiegen und zwar um rund 1 Prozent. Das Umsatzwachstum der Wiener IKT-Betriebe fiel 2023 mit einem Zuwachs von 5,54 Prozent wieder deutlich stärker aus als in den Jahren zuvor: 2022 legten die Wiener IKT-Betriebe beim Umsatz um 3,6 Prozent zu und 2021 waren es 4,37 Prozent. Die IKT-Branche in Wien ist damit nach drei Jahren abflachendem Umsatzwachstum 2023 ebenfalls erstmals wieder stärker gewachsen als im Vorjahr und liegt damit im Bundesländervergleich des Top-1000-Rankings beim Umsatzwachstum auf dem sechsten Platz.

As-a-Service-Modelle erfreuen sich im IT-Bereich immer größerer Beliebtheit und treiben
damit das Wachstum der Branche voran. (c) © stock.adobe.com/Fokasu Art

Wachstumskaiser Salzburg

Noch stärkeres Umsatzwachstum als in Wien gab es 2023 in Salzburg, in Tirol, in der Steiermark, in Kärnten und in Niederösterreich. Wachstumskaiser unter den Bundesländern war Salzburg: Die dort angesiedelten IKT-Betriebe konnten ihren Umsatz 2023 um 13,66 Prozent auf 1,08 Milliarden Euro steigern und haben damit erstmals die Grenze von einer Milliarde Euro Gesamtumsatz überschritten. Die Salzburger IKT-Branche hat also nach dem eher schwachen Umsatzwachstum von 3,8 Prozent im Jahr 2022 im vergangenen Jahr den Turbo gezündet.

Auch die Zuwächse in Tirol (plus 10,42 Prozent auf 350,77 Millionen Euro), in der Steiermark (plus 8,76 Prozent auf 1,43 Milliarden Euro), in Kärnten (plus 7,89 Prozent auf 260,72 Millionen Euro) und in Niederösterreich (plus 6,22 Prozent auf 1,39 Milliarden Euro) können sich sehen lassen. Vor allem die Tiroler IKT-Betriebe haben einen Gang höher geschalten: Nach einem Umsatzplus von 3,9 Prozent im Jahr 2022 bedeuten die Zuwächse aus dem Vorjahr mehr als eine Verdoppelung des Wachstums. Und auch die steirische IKT-Branche ist nach einem Umsatzplus von 5 Prozent im Jahr 2022 beim Umsatzwachstum noch mal deutlich aufs Gas gestiegen. Die Steiermark ist zudem mit 1,43 Milliarden Euro Umsatz bzw. 4,62 Prozent Anteil am Gesamtumsatz der heimischen IKT-Branche nach Wien und Oberösterreich (4,15 Milliarden Euro Umsatz, 13,44 Prozent Anteil am Gesamtumsatz) das umsatzstärkste Bundesland.

Was die übrigen Bundesländer betrifft, so konnten Oberösterreich mit einem Plus von 5,29 Prozent auf 4,14 Milliarden Euro Umsatz und das Burgenland mit einem Zuwachs von 4,83 Prozent auf 128,69 Millionen Euro Umsatz ebenfalls mit solidem – und in etwa den Werten aus dem Jahr 2022 entsprechendem – Wachstum aufwarten. Vorarlberg dagegen musste 2023 als einziges Bundesland einen Rückgang hinnehmen. Der Gesamtumsatz der Vorarlberger IKT-Betriebe ging um 0,3 Prozent auf 171,03 Millionen Euro leicht zurück. Zum Vergleich: 2022  betrug das Umsatzwachstum der Vorarlberger IKT-Branche noch 3,9 Prozent.

IT-Services wachsen am schnellsten

Was die verschiedenen Sparten des Top-1000-Rankings betrifft, so zeigte sich 2023 ein ähnliches Bild wie im Jahr davor: Bis auf den Bereich „IKT-Handel“ konnten alle Sparten zulegen. Platz eins geht dabei an den Bereich »IT-Services«, der mit einem Umsatzplus von 8,74 Prozent auf 9,76 Milliarden Euro das stärkste Wachstum hinlegte und damit zum ersten Mal im Branchenvergleich an der Spitze steht. Bisher hatte diese Spitzenposition meist der Bereich „Telekom & Netzwerk“« inne, der allerdings trotz Verlust des Spitzenplatzes mit einem Wachstum von 5,65 Prozent auf 9,54 Milliarden Euro Gesamtumsatz ebenfalls deutlich zugelegt hat. Die Sparte „IT-Services“ hat mit dem Plus von 8,74 Prozent das Wachstum im Vergleich zu 2022 (plus 3,76 Prozent) fast verdreifacht. Diese deutliche Steigerung beim Umsatzwachstum ist in Kombination mit der Tatsache, dass die „IT-Services“ inzwischen beim Gesamtumsatz an erster Stelle stehen, ein deutliches Zeichen für die gegenwärtigen Umbrüche innerhalb der IKT-Branche. Die Cloud bzw. as-a-Service-Modelle erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und treiben das Wachstum in diesem Bereich dementsprechend stark voran.

Auch die Sparte »Web Design & Digital Marketing« konnte nach einem Umsatzplus von 5,02 Prozent im Jahr 2022 vergangenes Jahr noch deutlicher zulegen und wuchs um 8,24 Prozent auf 475,69 Millionen Euro Gesamtumsatz. Das Wachstum im Bereich »Software« hat sich 2023 mit einem Plus von 6,88 Prozent auf 5,13 Milliarden Euro zwar etwas abgeschwächt, kann sich aber immer noch sehen lassen. Zum Vergleich: 2022 betrug das Umsatzwachstum in der Sparte »Software« noch 10,1 Prozent.

Rückgang im „IKT-Handel“

Auch das Wachstum im Bereich „Hardware“ ist deutlich abgeflaut: Konnte diese Sparte 2022 noch um 6,99 Prozent zulegen, betrug das Umsatzplus 2023 nur mehr 2,58 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Einen Rückgang musste dagegen wie bereits erwähnt nur der Bereich „IKT-Handel“ hinnehmen. Der Umsatz der in dieser Sparte im Top-1000-Ranking gelisteten Unternehmen ging 2023 um 0,24 Prozent auf 3,41 Milliarden Euro geringfügig zurück. Der Trend ist allerdings auch hier positiv: 2022 machte der Umsatzrückgang im Bereich „IKT-Handel“ noch minus 2,63 Prozent aus. Das schwache Wachstum bzw. der Umsatzrückgang in den Sparten „Hardware“ und „IKT-Handel“ ist allerdings wenig verwunderlich, da sich auch in diesen Bereichen eine immer stärkere Verschiebung in Richtung Mietmodelle erkennen lässt.

Dank fortschreitender Automatisierung hat es die heimische IKT-Branche auch 2023
geschafft, mit weniger Mitarbeitern mehr Umsatz zu generieren. (c) stock.adobe.com/Lubos Chlubny

Leichter Rückgang bei den Mitarbeiterzahlen

Etwas verwunderliche Kennzahlen gibt es bei der Beschäftigungslage in der heimischen IKT-Branche: 93.372 Menschen haben 2023 für die im Top-1000-Ranking gelisteten IKT-Unternehmen gearbeitet. Das stellt gegenüber den 94.958 Beschäftigten aus dem Jahr 2022 einen erstaunlichen Rückgang um 1,67 Prozent dar. Erstaunlich deshalb, weil man angesichts des Wachstums der heimische IKT-Unternehmen erwarten würde, dass die Beschäftigtenzahlen ebenfalls steigen. Und auch das Bildungsangebot im IKT-Bereich wird schließlich immer umfangreicher. Damit ist wohl eindeutig belegt, dass der vielzitierte Fachkräftemangel in der IKT-Branche definitiv Realität ist. Erschwerend kommt noch dazu, dass inzwischen so gut wie jedes Unternehmen ein Stück weit auch ein IT-Unternehmen ist, und die heiß begehrten IT-Fachkräfte somit nicht mehr nur in der IKT-Branche attraktive Arbeitsplätze finden.

Eine weitere Erklärung für den Mitarbeiterrückgang ist, dass es auch in der heimischen IKT-Branche immer mehr Ein-Personen-Unternehmen bzw. Startups gibt. Diese Menschen arbeiten dann natürlich nicht mehr für die tausend umsatzstärksten IKT-Anbieter Österreichs und fallen somit aus unserem Ranking hinaus, obwohl sie selbstverständlich nach wie vor im IKT-Bereich tätig sind.

Und vermutlich trägt auch die „Kollegin KI“ bereits ein bisschen was dazu bei, dass die heimische IKT-Branche 2023 mit weniger Mitarbeitern mehr Umsatz als im Jahr davor erwirtschaftet hat. Schließlich steht die IKT-Branche schon immer an vorderster Front, wenn es um Automatisierung geht – so auch beim Thema künstliche Intelligenz.

2023 ist damit das zweite Jahr in Folge, in dem die Mitarbeiterzahlen der im Top-1000-Ranking gelisteten IKT-Unternehmen zurückgehen. Zum Vergleich: 2022 betrug der Rückgang der in der heimischen IKT-Branche Beschäftigten 0,84 Prozent. Im Jahr 2021 konnten die im Top-1000-Ranking gelisteten IKT-Betriebe bei den Mitarbeitern noch um 1,89 Prozent zulegen und rund 1.800 Mitarbeiter für sich gewinnen, 2020 betrug das Mitarbeiterwachstum der heimischen IKT-Branche sogar 2,57 Prozent.

Akuter Fachkräftemangel

Es lässt sich also nicht von der Hand weisen, dass (nicht nur) in Österreich zu wenig IT-Fachkräfte ausgebildet werden. Laut dem aktuellen IKT-Statusreport Nummer 8 des Fachverbands für Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) fehlen der österreichischen Wirtschaft derzeit rund 28.000 IT-Fachkräfte. Für UBIT-Obmann Alfred Harl ist daher jetzt ein 5-Punkte-Programm notwendig, das mittel- bis langfristig positive Effekte erzielen soll: „Wir müssen die IT-Ausbildung reformieren, verpflichtenden Informatikunterricht in die AHS-Oberstufe bringen, die IT-Lehre weiter ausbauen, angehende Pensionist:innen im Job halten und mehr Frauen für die IT gewinnen.“

28.000 Fachkräfte fehlen der heimischen Wirtschaft, was ein noch schnelleres Wachstum der IKT-Branche bremst. (c)stock.adobe.com/Jürgen Fälchle

Der Fachverband UBIT spricht sich damit einmal mehr für eine grundlegende Reformierung des Informatikunterrichts an österreichischen Schulen aus. Dazu gehört die verstärkte Vermittlung von Informatikkenntnissen in der Schulausbildung bzw. die Forderung des Fachverbands nach zwei fixen Wochenstunden Informatikunterreicht in der AHS-Oberstufe. „Hiermit meinen wir echten Informatikunterricht, der sich mit Coding, Cybersicherheit etc. beschäftigt“, erklärt Martin Zandonella, Obmann-Stellvertreter im Fachverband UBIT. 

Als zweiten wichtigen Punkt sieht der Fachverband den konsequenten Ausbau der IT-Lehre. Aktuell sind mehr als 2.900 IT-Lehrlinge in 1.200 Betrieben in Ausbildung. „Eine Lehre in der IT ist eine Jobgarantie für die Zukunft. Wir gehen hier mit der Dualen Akademie beispielhaft voran, die speziell Maturant:innen und Studienabbrecher:innen anspricht“, so Zandonella weiter.

Den 28.000 fehlenden IT-Fachkräften stehen 16.641 IKT-Absolvent:innen der Universitäten und Fachhochschulen gegenüber, die in den Studienjahren 2016/17 bis 2021/22 ihr Studium abgeschlossen haben. Als dritten wichtigen Punkt sieht der Fachverband daher die Senkung der Dropout-Quoten, die im Studienjahr 2021/22 bei den IKT-Bachelorstudiengängen bei 42,6 Prozent oder 4.673 Personen an Universitäten bzw. 40,5 Prozent oder 705 Personen an Fachhochschulen lagen. Alfred Harl: „Was wir dringend brauchen, ist ein Monitoring, um zu erfahren, warum Studierende ihr Studium abbrechen.“ Denn Bachelorstudierende, die ein IKT-Studium abbrechen, sind für den IT-Arbeitsmarkt oft für immer verloren.

IT-Expert:innen, die demnächst in Pension gehen, aber trotzdem weiterarbeiten wollen, im Job zu halten, ist für den Fachverband UBIT der vierte wichtige Punkt. Dazu Obmann Alfred Harl: „Längeres Arbeiten bzw. Dazuverdienen in der Pension muss sich auszahlen. Für die, die sich entscheiden, neben der Pension weiterzuarbeiten, müssen daher Steuern und Abgaben wegfallen.“

Mehr Frauen für IT begeistern

Auch das Potenzial von Frauen in der IT gelte es zu heben, so Harl zum fünften Punkt. Denn nach wie vor ist der Frauenanteil bei IKT-Studienabschlüssen gering. Lediglich ein Fünftel aller IKT-Studienabschlüsse in den Studienjahren 2016/17 bis 2021/22 wurden von Frauen gemacht. „Wir müssen mehr Frauen für die IT begeistern. Die Frauenquote an den Hochschulen sollte bei 50 Prozent liegen. Damit das gelingt, wollen wir unter anderem IT-Vorreiter:innen in Unternehmen als Rolemodels sichtbar mache“«, schließt Harl ab.

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