Der Umsatz der heimischen IKT-Betriebe hat 2024 mit einem Plus von 4,61 Prozent auf 32,09 Milliarden Euro
das 13. Jahr in Folge zugelegt. Wachstumstreiber war erneut der Bereich IT-Services, der inzwischen für mehr
als die Hälfte des IKT-Umsatzes in Österreich steht.

Der Gesamtumsatz der in der jährlich von ITWelt.at veröffentlichten Top-1000-Rangliste der tausend umsatzstärksten heimischen IKT-Unternehmen hat 2024 inzwischen das 13. Jahr in Folge zugelegt und betrug 32,09 Milliarden Euro. Dieses Ergebnis bedeutet gegenüber dem Wert von 30,67 Milliarden Euro aus dem Vergleichsjahr 2023 ein Plus von 4,61 Prozent. Damit fiel das Umsatzwachstum 2024 trotz des KI-Booms etwas geringer aus als im Jahr zuvor: 2023 legten die tausend umsatzstärksten IKT-Unternehmen in Österreich beim Umsatz noch um 5,99 Prozent zu. Zum Vergleich: 2022 betrug das Umsatzplus der tausend umsatzstärksten heimischen IKT-Unternehmen 4,29 Prozent, 2021 gab es ein Plus von 6,45 Prozent und im Jahr 2020 waren es 6,27 Prozent. Die heimische IKT-Branche ist damit 2024 bereits das zehnte Jahr in Folge um mindestens 4 Prozent gewachsen und bleibt somit ein Motor der österreichischen Wirtschaft.
Bundesländervergleich
Im Bundesländervergleich der Top-1000-Rangliste haben die in Wien angesiedelten IKT-Betriebe 2024 mit 22,14 Milliarden Euro wie gewohnt den Löwenanteil des Umsatzes der IKT-Branche in Österreich erwirtschaftet (knapp 68,99 Prozent). Damit ist der Anteil der Wiener IKT-Betriebe am Gesamtumsatz der Branche 2024 um etwas mehr als zwei Prozent gesunken. Das liegt daran, dass das Umsatzwachstum der Wiener IKT-Betriebe 2024 mit einem Zuwachs von 2,58 Prozent deutlich schwächer ausfiel als in den Jahren zuvor: 2023 legten die Wiener IKT-Betriebe beim Umsatz um 5,54 Prozent zu, 2022 gab es ein Plus von 3,6 Prozent und 2021 ein Plus von 4,37 Prozent. Die IKT-Branche in Wien liegt damit 2024 nach dem überdurchschnittlichen Wachstum im Jahr 2023 im Bundesländervergleich des Top-1000-Rankings beim Umsatzwachstum auf dem vorletzten Platz.
Wachstumskaiser Burgenland
Überragendes Umsatzwachstum legte die heimische IKT-Branche dagegen im Burgenland und in Oberösterreich hin: Wachstumskaiser unter den Bundesländern war 2024 das Burgenland, das mit einem Umsatzplus von 14,36 Prozent auf 137,09 Millionen Euro Gesamtumsatz sein Umsatzwachstum gegenüber dem Anstieg von 4,83 Prozent aus dem Jahr 2023 mehr als verdreifacht hat. Auch die Zahl der Mitarbeitenden in der IKT-Branche stieg im Burgenland 2024 um 19,84 Prozent, was auf eine gezielte Förderung von IKT-Investitionen in der Region hindeutet. Möglicherweise profitierte das Burgenland von einem gewissen „Digitalisierungs-Nachholeffekt“, unterstützt durch Förderprogramme und den Ausbau regionaler digitaler Infrastruktur.
Oberösterreich: industrieller Digitalisierungsmotor
Mit einem absoluten Umsatzplus von rund 625 Millionen Euro im Jahr 2024 bleibt Oberösterreich weiterhin eine wirtschaftliche IKT-Schlüsselregion. Der Zuwachs von 14,29 Prozent beim Umsatz und 16,40 Prozent bei den Beschäftigten im Jahr 2024 spiegelt die starke Stellung als industrielles Zentrum wider, das zunehmend auf digitale Lösungen setzt – sei es im Maschinenbau, der Automatisierung oder in der Industrie-4.0-Umsetzung. Verglichen mit dem Umsatzwachstum von 5,29 Prozent aus dem Jahr 2023 haben die oberösterreichischen IKT-Betriebe 2024 das Umsatzwachstum mit 14,29 Prozent ebenfalls fast verdreifacht. Mit einem Gesamtumsatz von 5 Milliarden Euro hat die IKT-Branche in Oberösterreich zudem 2024 erstmals die 5-Milliarden-Euro-Umsatz-Grenze überschritten.
Überdurchschnittlich gewachsen ist die IKT-Branche auch in Salzburg und Niederösterreich: Die Salzburger IKT-Betriebe konnten ihren Umsatz 2024 um 6,49 Prozent auf 1,12 Milliarden Euro steigern. Allerdings hat sich das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr spürbar verlangsamt: 2023 konnten die in Salzburg angesiedelten IKT-Betriebe beim Umsatz noch um 13,66 Prozent zulegen.
Niederösterreich als neue Nummer Drei
Die niederösterreichische IKT-Branche legte 2024 beim Umsatz um 5,23 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro Gesamtumsatz zu. Das bedeutet zwar gegenüber dem Plus von 6,22 Prozent aus dem Jahr 2023 einen leichten Rückgang, reicht aber im Bundesländervergleich, was das Umsatzwachstum betrifft, immer noch für den vierten Platz. Niederösterreich ist zudem mit 1,45 Milliarden Euro Umsatz bzw. 4,52 Prozent Anteil am Gesamtumsatz der heimischen IKT-Branche nach Wien und Oberösterreich (5 Milliarden Euro Umsatz, 15,59 Prozent Anteil am Gesamtumsatz) das umsatzstärkste Bundesland und hat damit die Steiermark überholt, die bisher im Bundesländervergleich beim Gesamtumsatz die Nummer drei war.
Solides, wenn auch unterdurchschnittliches Umsatzwachstum gab es auch in der Steiermark (plus 3,93 Prozent auf 1,44 Milliarden Euro), in Tirol (plus 3,83 Prozent auf 358,02 Millionen Euro) und in Kärnten (plus 3,59 Prozent auf 257,94 Millionen Euro). Allerdings stellen die Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Rückgang dar: 2023 betrug das Umsatzwachstum der IKT-Branche in der Steiermark noch 8,76 Prozent, in Tirol 10,42 Prozent und in Kärnten 7,89 Prozent.
Vorarlberg einziger Verlierer
Nur in Vorarlberg musste die IKT-Branche 2024 – wie schon im Jahr davor – ein Umsatzminus von 3,18 Prozent auf 143,82 Millionen Euro Gesamtumsatz hinnehmen. Damit fiel der Rückgang 2024 noch stärker aus als 2023, als das Minus 0,3 Prozent ausmachte. Trotzdem ist die Zahl der Mitarbeiter in den Vorarlberger IKT-Betrieben 2024 um 1,85 Prozent leicht gestiegen. Diese Entwicklung könnte auf kleinere Anbieter hindeuten, die mehr Personal einstellen, jedoch Margenverluste oder schwierige Marktentwicklungen hinnehmen müssen. Eventuell spielt hier auch grenzüberschreitende Konkurrenz eine Rolle.
Fazit: Im Jahr 2024 verzeichnete die heimische IKT-Branche eine insgesamt positive Entwicklung – doch ein genauer Blick auf die Bundesländer zeigt spannende Unterschiede und teils überraschende Trends. Die IKT-Branche bleibt in Österreich auf Wachstumskurs, mit besonders starken Impulsen aus Oberösterreich und dem Burgenland. Das schwache Wachstum in Wien und der Rückgang in Vorarlberg zeigen jedoch, dass auch strukturelle Herausforderungen und regionale Besonderheiten eine zentrale Rolle spielen.
IT-Services treiben das Wachstum voran
Was die verschiedenen Sparten des Top-1000-Rankings betrifft, ergibt sich ein differenziertes Bild: Während einige Branchen ein starkes Wachstum verzeichnen, kämpfen andere mit Rückgängen – teils beim Umsatz, teils bei den Beschäftigten. Die österreichische IKT-Landschaft ist im Wandel: Dienstleistungen und Netzwerkinfrastruktur wachsen kräftig, während klassische Hardware- und Handelsbereiche weiter Marktanteile verlieren. Die Zeichen stehen auf Digitalisierung, Effizienz und Spezialisierung – doch nicht alle Branchen profitieren im gleichen Maß.
Mit einem beeindruckenden Umsatzplus von 9,05 Prozent und einem Beschäftigtenwachstum von 6,59 Prozent behauptet sich die Sparte „IT-Services“ im Top-1000-Ranking als klare Triebfeder der Branche. Bereits 2023 waren IT-Services mit einem Umsatzplus von 8,74 Prozent der Wachstumsmotor der heimischen IKT-Branche – dieser Trend hat sich 2024 noch verstärkt. Consulting, Cloud-Lösungen, IT-Support und Managed Services boomen – ein Zeichen für die fortschreitende Digitalisierung von Wirtschaft und Verwaltung. Die Nachfrage nach flexiblen IT-Lösungen wächst, besonders in Bereichen wie Cybersecurity, Data Analytics und Outsourcing. Mit einem Gesamtumsatz von 16,43 Milliarden Euro ist der Bereich IT-Services zudem inzwischen für mehr als die Hälfte des Umsatzes (51,21 Prozent) der heimischen IKT-Branche verantwortlich.
Sparte „Telekommunikation & Netzwerke“ im Aufwind
Ein anhaltendes solides Wachstum zeigt sich mit einem Umsatzplus von 3,68 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro und einem Personalzuwachs von 6,02 Prozent auch in der Sparte „Telekommunikation & Netzwerke“. Der stetige Ausbau von 5G-Netzen und die zunehmende Bedeutung digitaler Infrastrukturen für Home Office und Streaming dürften hier als vorrangige Treiber wirken. Allerdings hat sich das Wachstum im Vergleich zum Jahr 2023 (plus 5,65 Prozent) doch spürbar verlangsamt.
Leichtes Plus im Bereich Software
Die Sparte „Software“ konnte ihren Umsatz 2024 um 1,93 Prozent auf 5,03 Milliarden Euro steigern, verzeichnet aber einen Rückgang bei den Mitarbeitenden von 3,94 Prozent. Das deutet auf eine stärkere Automatisierung hin: SaaS-Modelle (Software as a Service) und skalierbare Lösungen ermöglichen höhere Umsätze pro Beschäftigtem. Gleichzeitig könnten auch Merger und Rationalisierung innerhalb größerer Unternehmen eine Rolle für diese Entwicklung spielen. Das Wachstum im Bereich „Software“ ging 2024 allerdings verglichen mit den Vorjahren doch deutlich zurück: 2023 konnte die Sparte beim Umsatz noch um 6,88 Prozent wachsen und 2022 sogar um 10,1 Prozent.
Stagnation in der Sparte „Webdesign & Digital Marketing“
Ein leichtes Minus von 0,82 Prozent auf 511,01 Millionen Euro beim Umsatz und kaum Veränderung bei den Mitarbeitern zeigen, dass die Sparte „Webdesign & Digital Marketing“ ein reifes Marktsegment geworden ist. Der Wettbewerb ist hoch und viele Dienstleistungen werden automatisiert oder ausgelagert. Zwar bleibt der Bedarf bestehen, Wachstumspotenzial scheint jedoch begrenzt. Zum Vergleich: 2023 wuchs der Bereich „Web Design & Digital Marketing“ noch um 8,24 Prozent, nach einem Umsatzplus von 5,02 Prozent im Jahr 2022.
Rückgänge in den Bereichen „Hardware“ und „IKT-Handel“
Die Sparte „Hardware“ musste 2024 mit einem Minus von 4,14 Prozent auf 2,44 Milliarden Euro Gesamtumsatz erstmals seit Jahren einen sehr deutlichen Rückgang hinnehmen und setzte damit ihren Abwärtstrend fort: Konnte diese Sparte 2022 noch um 6,99 Prozent zulegen, betrug das Umsatzplus 2023 nur mehr 2,58 Prozent. Auch der Personalbestand ist leicht rückläufig. Der Markt ist gesättigt, die Nachfrage nach Geräten wie Laptops oder Servern stabilisiert sich nach den pandemiebedingten Boomjahren.
Ähnliches gilt für die Sparte „IKT-Handel“, die 2024 ein Umsatzminus von 2,94 Prozent auf 3,17 Milliarden Euro und einen Personalabbau von 5 Prozent hinnehmen musste. Auch hier setzt sich ein seit Jahren zu beobachtender Abwärtstrend fort: Der Umsatz der in dieser Sparte im Top-1000-Ranking gelisteten Unternehmen ging 2023 um 0,24 Prozent auf 3,41 Milliarden Euro zurück, nach einem Minus von 2,63 Prozent im Jahr 2022. Das schwache Wachstum bzw. der Umsatzrückgang in den Sparten „Hardware“ und „IKT-Handel ist allerdings wenig verwunderlich, da sich auch in diesen Bereichen eine immer stärkere Verschiebung in Richtung Mietmodelle erkennen lässt. Zudem setzen E-Commerce und Direktvertrieb durch Hersteller klassische Händler zunehmend unter Druck.
Leichtes Plus bei den Mitarbeiterzahlen
Eine erfreuliche Trendwende gab es bei der Beschäftigungslage in der heimischen IKT-Branche: 102.542 Menschen haben 2024 für die im Top-1000-Ranking gelisteten IKT-Unternehmen gearbeitet. Das bedeutet gegenüber den 99.269 Mitarbeitenden aus dem Jahr 2023 einen Anstieg um 3,3 Prozent bzw. 3.273 neue Mitarbeiter. 2024 ist damit nach zwei Jahren Rückgang bei den Beschäftigtenzahlen das erste Jahr, in dem die Zahl der in der IKT-Branche beschäftigten Menschen wieder steigt. Zum Vergleich: 2023 betrug der Rückgang der in der heimischen IKT-Branche Beschäftigten 1,67 Prozent, 2022 war es ein Minus von 0,84 Prozent. Im Jahr 2021 konnten die im Top-1000-Ranking gelisteten IKT-Betriebe bei den Mitarbeitern noch um 1,89 Prozent zulegen und rund 1.800 Mitarbeiter für sich gewinnen, 2020 betrug das Mitarbeiterwachstum der heimischen IKT-Branche sogar 2,57 Prozent.
Den höchsten Zuwachs bei den Mitarbeitern gab es 2024 mit großem Abstand im Burgenland (plus 19,84 Prozent) und in Oberösterreich (plus 16,4 Prozent). Dahinter folgen Salzburg (plus 8,19 Prozent), Niederösterreich (plus 5,27 Prozent), Tirol (plus 2,34 Prozent), Vorarlberg (plus 1,85 Prozent), Kärnten (plus 1,31 Prozent) und die Steiermark (plus 1,23 Prozent). Lediglich in Wien ging die Beschäftigungslage in der IKT-Branche mit minus 0,97 Prozent im Jahresvergleich leicht zurück.
Weiter Fachkräftemangel
Das Problem des Fachkräftemangels schwächt sich demnach etwas ab, bleibt aber im Kern bestehen: So fehlen in Österreich mehr als 28.000 IT-Fachkräfte, davon rund 6.000 in Wien. Zu diesem Ergebnis kommt der IKT-Statusreport 2024, der jährlich einen Überblick über aktuelle Studierendenzahlen an österreichischen Fachhochschulen und Universitäten im IKT-Sektor gibt. Vor allem die Bereiche „Cybersicherheit“, „Software-Entwicklung“ und „Systemadministration“ leiden unter dem Fachkräftemangel.
Der Grund für diese Lücke ist zum einen, dass der IKT-Bereich stark wächst: So gibt es laut IKT-Statusreport bei den österreichischen IT-Betrieben im Zehn-Jahres-Vergleich ein Plus von über 40 Prozent. Zum anderen fehlen qualifizierte Menschen, die in dieser Branche Fuß fassen. Auffällig ist die hohe Dropout-Quote: Im Vorjahr belegten zwar rund 25.000 Personen hierzulande IKT-Studien, doch nur wenige schlossen ihre Ausbildung auch ab. Die Folge: Die heimische Wirtschaft muss Wertschöpfungs-Einbußen verkraften. Laut Hochrechnungen lukriert jede zusätzliche Fachkraft im Schnitt 180.000 Euro. In Summe sind es somit rund fünf Milliarden Euro, die verloren gehen.